Innendurchmesser an einem Rohr mit dem Messschieber messen
Innendurchmesser an einem Rohr mit dem Messschieber messen
Messen

Messen mit dem Messschieber 1

Auf ein Zehntel!

In Sachen Genauigkeit liegen Messschieber irgendwo zwischen Zollstock und Bügelmessschraube. Aber ein Taschenmessschieber kann noch viel mehr.

Messen – wozu?

Eine große Gnade und Gabe der industriellen Revolution war nicht nur die 60-Stunden Woche, sondern auch ein einheitliches Mess- und Maßwesen. Die wundersame Normung von immer wieder benötigten Teilen. Die Durchsetzung von Meter, Kilo und Sekunde. Mag die Abschaffung der Kinderarbeit in den Bleiminen auch furchtbar sein – die Ausbreitung von Normen war ein Segen.

Als Folge dieser Entwicklung kann man heute in den Laden gehen, sich eine Schraube M24 mal 1,5 kaufen und die auf der anderen Seite der großen Weltkugel in eine Mutter M24 mal 1,5 drehen, ohne dass man dabei Späne produziert. Die Erfindung des Messschiebers hat in der Geschichte der Messtechnik dabei fast den Stellenwert, den das texanische Justizwesen der humanphysiologischen Wirkung des elektrischen Stroms beimisst.
 
Wenn es also in der Werkstatt darum geht, eine Schraubengröße zu bestimmen, eine Blechdicke zu messen oder einen Rohrdurchmesser festzustellen, wird man in aller Regel am rechten Hosenbein des Arbeitsanzuges herumnesteln. Da ist nämlich allermeist eine Tasche angenäht, in der der Messschieber steckt.

Taschenmessschieber

In diesem Artikel soll es vornehmlich um den schnöden Taschenmessschieber gehen. Neben dieser Bauform gibt es noch Digitalmessschieber, die gleich einen Ziffernwert auswerfen oder Uhrenmessschieber, die eine Messuhr eingebaut haben.

Hier im Bild sind sechs verschiedene Messschieber zu sehen. Drei große und drei „Taschenmessschieber“. Die größeren benutzt man in aller Regel bei der Arbeit an Drehbänken oder Fräsmaschinen. Braucht man in der Autowerkstatt selten. Hat man aber die Möglichkeit, so was irgendwo günstig einzukaufen und noch Platz im Keller, schadet der Besitz nicht.

Messschieber werden in allen möglichen Längen hergestellt: Firmen, die Pumpengehäuse mit einem Durchmesser von 1500 mm bauen, brauchen entweder Lehren in dieser Größe oder ein Messschieber dieses Kalibers. Um den von der Werkzeugausgabe zur Werkbank zu schleppen, muss man aber fast dem Kollegen Bescheid sagen.

Gruppenbild mit Schiebern: Drei große, analoge Schieber, Uhremessschieber, Digitalmessschieber (von links oben). Ganz unten: Der Taschenmessschieber.

Knopfmaß

Der allereinfachste Messschieber ist das „Knopfmaß“ – das Universalgerät für den Klempner-Einsatz in Gas, Wasser und Unrat.

So ein kleiner Messingschieber kann auch mal runterfallen oder im Spülkasten liegen bleiben. Er misst nicht sonderlich genau, passt in jede Tasche und kostet nicht die Welt.

Klein und unempfindlich: Das Knopfmaß. Sowas im Werkzeugkasten zu haben, lohnt immer.

Viele Schieber

Der Messschieber, den Vadder „Schieblehre“ und Opa „Schublehre“ nennt, besteht im wesentlichen aus zwei Teilen: der Schiene und dem Schieber. Die Schiene ist aus Werkzeugstahl, trägt den Maßstab und hat an einem Ende einen festen Messschenkel. Der Schieber ist das bewegliche Teil, bildet den zweiten Messschenkel und verfügt über eine Feststellschraube und den Nonius.

Diese Feststellschraube ist dann wichtig, wenn man an einer eklig-unzugänglichen Stelle misst und den Messwert erst mal festklemmt, um ihn dann bei Lichte besehen, abzulesen.

Einige Messschieber haben auch eine Reibungsklemmung oder Schnellverstellung – das ist Geschmackssache. Der Nonius ist die auf den ersten Blick sinnlos scheinende Skala am beweglichen Schieber. Er ist das Teil, das den Messschieber vom Zollstock unterscheidet. Mit diesem Nonius ist es möglich, aus einem pfleglich behandelten Messschieber eine Genauigkeit von einem zwanzigstel Millimeter rauszuholen.

Uhren- und Digitalmessschieber

Reicht die Genauigkeit des Messschiebers nicht hin, zückt der Monteur die Bügelmessschraube: mit sauberen Fingern, astreinem Gerät und bei 20°C kann man damit auf ein echtes Hundertstel genau messen. Etwas einfacher geht das mit dem Zwitterwesen zwischen Taschenmessschieber und Bügelmessschraube: dem Digitalmessschieber. Diese Dinger waren noch vor einem Jahrzehnt sündhaft teuer und lagen beim Meister in der Schreibtischschublade – in Ölpapier eingeschlagen.

Heute sind, China sei Dank, Digitalmessschieber erschwinglich. Die Handhabung ist einfach, vor allem weil das digitale Helferlein einen absoluten Zahlenwert ausspuckt.

Uhrenmessschieber waren die Digitalmessschieber der golden Ära des deutschen Maschinenbaus. Sie sind ebenso genau, aber deutlich empfindlicher und reagieren wegen der Miniatur-Zahnstange im Messschenkel empfindlich auf Dreck.

Uhrenmessschieber wollen in der Schublade liegen und werden nur dann rausgeholt, wenn man sich die Hände gewaschen hat. Brutales Zusammenstauchen und Auseinanderruppen können sie im Gegensatz zum Digital-Kollegen überhaupt nicht leiden.

Zeigt 1/100 mm an: Der Digitalmessschieber. Weil die Messkraft nicht begrenzt ist, sind die Messwerte nicht so verlässlich wie die einer Bügelmessschraube.
Ebenso genau wie der Digitalmessschieber, aber analog. Wegen der Zahnstange deutlich schmutzempfindlicher und heute kaum noch verbreitet.
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Schneiden am Schieber

Ein Taschenmessschieber verfügt über zwei sich gegenüberliegende Schneidenpaare. Ein Schneidenpaar ist für Innenmessungen, das andere für Außen. Peng. Die meisten Schneiden laufen konisch zu und sind, damit sie nicht ausbrechen, etwas angefast. Eine kleine Bohrung kann man deswegen nicht ganz genau messen. Hierfür besser geeignet sind gerundete Schneiden eines Werkzeugmacher-Messschiebers. In den allermeisten Fällen tut ́s aber auch die normale Schneidenform.

Will man, wie hier im Bild, die simple Kantenlänge eines Stahlklotzes messen, nimmt man den Messschieber in die Rechte und drückt den Schieber sachte zusammen. Sollte an dem Klotz, weil vielleicht frisch gesägt, noch ein Grat sein, macht das nix. Die Messschenkel sind ein wenig ausgespart, so dass man IN der Fläche misst.

Bei dem Schenkel für Innenmessung ist das genauso – selbst wenn das Rohr nicht astrein gratfrei ist, misst man dank Aussparung den richtigen Wert. Allerdings kann man den dann nicht festklemmen und „mitnehmen“, sondern muss ihn vor Ort ablesen, weil man den Schieber ja nicht über den Grat kriegt.

Simpel und noch simpler: Schneiden für Außenmaße. Man beachte die Aussparung für eventuelle Grate am Werkstück.
Ebenso einfach: Innendurchmesser messen. Für diesen Zweck müssen die Schneiden messerscharf sein.

Tiefenmaß – Stufen messen

Zweite Anwendung des Taschenmessschiebers ist das Feststellen der Tiefe von Bohrungen oder Nuten. Dazu ist am beweglichen Schieber auf der Rückseite der Schiene eine dünne Zunge angebracht, die unten aus dem Fuß der Schiene rausfährt.

Um damit zu messen, setzt man den Messschieber mit seinem Fuß auf die Oberfläche des Werkstücks und versenkt die Zunge des Tiefenmessers in die Bohrung oder Nut. Im Anwendungsfall drei kann man mit dem geliebten Instrument Stufen messen. Das geht im Prinzip ähnlich wie mit dem Tiefenmesser, ist aber genauer, weil die Auflagefläche größer ist.

Von hinten durch die Brust ins Auge: Der eingebaute Tiefenmessschieber. Unentbehrlich für Bohrungen.
Schön, wenn mans hat – das Stufenmaß. Braucht man jedoch selten.

Ewiges Leben in Ölpapier

Fall vier bis unendlich betrifft die Zweckentfremdung des Präzisionsinstruments: Es gibt Leute, die Messschieber als Zange benutzen, damit Rollgabeschlüssel ersetzen oder anlässlich Weihnachten Nüsse knacken. In der Tat kann man mit einem Messschieber noch allerhand andere Dinge stellen, verkürzt so aber rasch Lebensdauer und Präzision.

Das Ding sollte deshalb immer sicher und rostfrei aufbewahrt werden. Nicht zuletzt, weil die lieben Mitschrauber damit Nüsse knacken wollen oder grade kein Rollgabelschlüssel zur Hand ist.

Wenn man die großen Messschenkel zusammenschiebt und gegen das Licht peilt, darf kein Lichtspalt sichtbar sein und die Anzeige muss auf Null stehen. Hat man beim letzten Mc-Gyver-Einsatz doch eine Scharte in einen Messschenkel gehauen, kann man die mit einem ganz feinen Ölstein wieder rauswetzen. Anschließend wieder gegen das Licht und kontrollieren, ob bei zusammengeschobenen Messschenkeln auch Null angezeigt wird.

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